... Ein junger
Spatz erzählte:
"Heute hüpfte
ich vor der Bäckerei, wo die das Brot verladen, auf und ab. Die Erde
war voller Krümelchen, es war eine große Freude! Aber ich konnte
nie in Ruhe essen, immer wurde ich durch die Füße der Menschen
vertrieben. Und plötzlich trat einer nach mir und eine Stimme rief:
Geh weg, du frecher Spatz, sonst trete ich dir auf die Zehen!"
"Wie unverschämt!
Wie gemein!" riefen die anderen. "Opa, du bist uralt und weise und
erfahren! Sag du: Sind wir Spatzen frech? Sind wir wirklich frech, wie
wir das oft hören müssen?"
"Beruhigt
euch, liebe Kinder!" sagte der Alte. "Die Menschen verwechseln Mut
mit Frechheit."
"Das stimmt!
Jawohl!"
"Wir Spatzen
sind die mutigsten Vögel, obwohl wir zu den Kleinsten und Schwächsten
gehören! Hätten wir keinen Mut, wäre unser Volk schon längst
ausgestorben, aufgefressen, verhungert und erfroren!"
"So ist
es!"
"So klein wir sind, wir wagen uns zwischen die Hufe des I-ha-ha-ha-
Tieres, wir fressen bei den Hühnern, obgleich wir wissen, dass das
schreckliche Miau-Tier hinter einem Baume lauert. Wir wagen uns auf
die Straße, wo diese glänzenden Wagen mit dem stinkenden Rauch uns
bedrohen. Wir fliegen zum Maissilo, obwohl wir wissen, dass der Wächter
das Blitz- und Donnerrohr bereithält! Warum tun wir das? Weil es
Winter ist und wir auch im Winter essen müssen! Wären wir nicht
mutig im Winter, wer fräße die Raupen im Sommer? Die paar Amseln,
Meisen und Gimpel? Oder der seltene Kuckuck? Vielleicht die
geschniegelten Schwalben, deren Zahl von Jahr zu Jahr kleiner wird?
Nein! Wir sind die große Armee gegen Fliegen und Raupen! Uns braucht
man im Sommer – aber vergisst uns im Winter! Frech nennen sie uns,
bloß weil wir tapfer sind! Aber es macht uns nichts aus – wie
erwarten keinen Dank!"
Eine große
Pause entstand. Dann – o Wunder – begann der Alte leise zu singen.
Eine Melodie, die ich noch nie gehört hatte. Und es klang so bisschen
feierlich – war es die Spatzenhymne? Allmählich fielen alle ein und
zuletzt zwitscherte der ganze, große Baum. Endlich konnte ich auch
den Refrain verstehen:
"Wir werden
brüten, piepsen, fliegen!
Wir Spatzen!
Wir lassen uns
nicht unterkriegen!
Schilp! Schilp!
Schilp!"
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